Bei den Olympischen Spielen in Rio 2016 haben Dopingfahnder erneut einige Sportler des Dopings überführt. In den letzten Jahren nimmt die Anzahl an Dopingskandalen im Profisport ein alarmierendes Ausmaß an.
Doping ist aber nicht nur im Profisport verbreitet. Es mehren sich die Hinweise, dass Doping auch unter Freizeit- und Breitensportlern erschreckend weit verbreitet ist. Umfragen in Fitnessstudios haben ergeben, dass ca. 10 bis 20% der Fitnessstudiomitglieder bereits verbotene Substanzen zur Leistungssteigerung zu sich genommen haben.
Die Anzahl der Fitnessstudiomitglieder in Deutschland liegt aktuell bei etwa 10 Millionen, sodass sich daraus etwa 1 bis 2 Millionen Dopingsünder allein in Fitnessstudios ableiten lassen. Die Dunkelziffer ist dabei womöglich deutlich höher.
Auch bei Volks- und Straßenläufen ist die Anzahl der Dopingsünder immens hoch. Die Universität Erlangen hat eine Umfrage zur Einnahme von Schmerzmitteln beim Bonn-Marathon 2009 vorgenommen. Von den 1.000 befragten Teilnehmern gaben 62% an, Schmerzmittel vor dem Start des Rennens eingenommen zu haben.
Schmerzmittel aus der Hausapotheke, vor allem Kombipräparate zur Linderung von Erkältungssymptomen und Schmerzen, enthalten häufig unerlaubte Wirkstoffe. Die Teilnehmer solcher Veranstaltungen sind sich dabei größtenteils gar nicht bewusst, dass sie mit der Einnahme der vermeintlich harmlosen Mittel einen Missbrauch von Arzneimitteln und somit Doping betreiben.
In folgenden Ausbildungen gehen wir tiefer darauf ein:
Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) definiert Doping als die Einnahme von unerlaubten Substanzen oder Methoden zur Steigerung der Leistungsfähigkeit. Meist ist dabei ein Bezug zum Sport oder Wettkampf gegeben.
Die unerlaubten Substanzen werden in Listen aufgeführt, die regelmäßig von der WADA überarbeitet und erweitert werden.
Das Problem im Freizeit- und Breitensport liegt allerdings in der fehlenden Kontrolle der Sportler.
Es finden faktisch keine Dopingkontrollen von Freizeit- oder Breitensportlern in unteren Spielklassen statt. Dies liegt unter anderem an dem hohen Aufwand und der immensen Kosten, die Dopingkontrollen nach wie vor nach sich ziehen. Volks- und Straßenläufe sind zumeist private Veranstaltungen. Somit besteht auch dort keine Verpflichtung seitens der Veranstalter Dopingkontrollen durchzuführen.
Selbst wenn ein Freizeitsportler des Dopings überführt wird, sind die sich daraus ergebenden Sanktionen anscheinend wenig abschreckend. Freizeit- und Breitensportler sind keiner Anti-Doping-Agentur angeschlossen; somit können diese Organisationen auch keine Strafen verhängen. Private Veranstalter können überführte Dopingsünder lediglich von der zukünftigen Teilnahme ausschließen.
Mit der unerlaubten Einfuhr von Arzneimitteln verstößt man allerdings gegen das Arzneimittelrecht und begeht eine Ordnungswidrigkeit. Hinzu kommt gegebenenfalls noch ein Verstoß gegen das Steuergesetz, wenn die Steuern bei der Einfuhr nicht ordnungsgemäß abgeführt werden. Die Kapazitäten des Zolls sind jedoch begrenzt. Bei der enormen Vielzahl an Sendungen aus Drittstaaten wird vermutlich nur ein Bruchteil der unerlaubten Einfuhren entdeckt werden.
Seit der Zulässigkeitserklärung des Europäischen Gerichtshofs für den Internet-Versandhandel von Medikamenten, steigt der Import von nicht zugelassenen oder rezeptpflichtigen Mitteln stetig an – vor allem aus nicht EU-Staaten.
Anabole Steroide gehören zu den am häufigsten illegal importierten Dopingmitteln. Sie dienen dem Muskelaufbau im Kraftsport und finden auch in anderen Sportarten immer häufiger Anwendung.
Im Ausdauersport gehört EPO zu den meist verwendeten illegalen Mitteln. Bekannt wurde EPO durch Dopingskandale bei Radrennen wie der Tour de France. EPO dient der Verbesserung der Sauerstofftransportkapazität des Blutes und ist daher vor allem im Ausdauersport beliebt, da sich dadurch höhere Ausdauerleistungen erzielen lassen.
Aus der Gesundheitsberichterstattung des Bundes durch das Robert-Koch-Institut geht hervor, dass bei Marathonläufen vor allem Schmerzmittel, Asthmasprays und Rheumapflaster zum Einsatz kommen.
„Doping bringt eine Vielzahl gesundheitlicher Risiken mit sich. Die Vielzahl gravierender Nebenwirkungen, die durch einen Missbrauch von Arzneimitteln entstehen können, ist den meisten wohl kaum bekannt“, warnt Dr. Julian Bergmann von der Akademie für Sport und Gesundheit.
Anabole Steroide können bereits nach kurzfristiger Einnahme Schweißausbrüche, ein Zittern der Finger und Steroidakne hervorrufen. Langfristige Folgen des Missbrauches von Steroiden können Impotenz, Organschädigungen wie Leber- oder Nierenversagen und kardiovaskuläre Erkrankungen sein.
Die Einnahme von EPO birgt die Gefahr von Thrombosen und Bluthochdruck.
In der Regel versetzt man den Körper mittels der leistungssteigernden Substanzen in eine Alarmreaktion. Die dauerhafte Stimulation des Körpers und fehlende Regeneration führen langfristig zu Erschöpfungssymptomen und Schlafproblemen. In extremen Fällen können sich sogar Unruhe- und paranoide Zustände entwickeln.
Warum nehmen aber Freizeit- und Breitensportler diese Gefahren in Kauf? Profisportler haben sicherlich finanzielle und existenzielle Gründe, die sie zur Einnahme von unerlaubten Substanzen verleiten. Freizeitsportlern fehlt der monetäre Anreiz als extrinsischer Motivationsfaktor.
Freizeitsportler geben an, dass sie mit dem Doping ihre Leistung steigern, Schmerzen ausschalten, funktionstüchtig bleiben und fehlende Trainingszeiten kompensieren wollen.
Im Kraftsport spielen ästhetische Aspekte eine große Rolle. Viele Kraftsportler streben nach immer mehr Muskelmasse, die durch die Einnahme von Muskelaufbaupräparaten schneller und einfacher erfolgen soll.
Experten aus der Sportpsychologie vermuten, dass die Gründe, die von den Freizeitsportlern angegeben werden, als sekundär zu betrachten sind. Diesen Zielen liegt ein wesentlicher psychologischer Aspekt zugrunde: Der Wunsch nach Anerkennung, die durch Leistung oder Aussehen erzielt wird.
Gratis Infomaterial: Ausbildungskatalog der Akademie für Sport & Gesundheit
Doping, im Sinne des Missbrauchs von Arzneimitteln zur Steigerung der Leistung, ist nicht nur im Profisport weit verbreitet – auch viele der Freizeit- und Breitensportler kamen bereits mit unerlaubten Substanzen in Berührung. Bislang fehlt es an systematischen Präventionsstrategien zur Vermeidung des Dopings.
Aufgrund mangelnder Sanktionsmöglichkeiten und durch geringe Aufdeckungsquoten bei der illegalen Einfuhr, wird die Dopingproblematik organisatorisch und politisch kaum in den Griff zu bekommen sein.
Ziel muss es daher sein, eine gesellschaftliche Aufklärung zu den gesundheitlichen Risiken und Nebenwirkungen des Dopings zu betreiben. Nachhaltige Präventionsmaßnahmen wären vor allem durch Mitarbeiter in gesundheitsfördernden Institutionen denkbar.
In Einrichtungen wie Fitnessstudios und Sportvereinen muss eine kompetente Beratung durch ausgebildete Trainer und Betreuer erfolgen, die die Kunden und Mitglieder über die langfristigen Folgen des Dopings umfassend aufklären und über natürliche Maßnahmen zur Erreichung der sportlichen Ziele informieren.