In einer UNICEF-Studie wird das gesundheitliche Risikoverhalten als Besorgnis erregend bezeichnet. Im europäischen Vergleich liegt Deutschland nur hinter Großbritannien zurück (SENZEL, 2007).
Zunächst muss geklärt werden, was gesundheitliches Risikoverhalten darstellt.
Einige Autoren definieren Gesundheitsverhalten durch den Konsum von Drogen wie beispielsweise Alkohol oder Nikotin (SETTERTOBULTE, 2002; BRETTSCHNEIDER & KLEINE , 2002; SYGUSCH, 2001). HURRELMANN (2003) ergänzt das Risikoverhalten um zwei weitere Faktoren:
Ebenso kann der ungeschützte Intimverkehr als Risikoverhalten verstanden werden (SCHWARZER, 1995).
Das Konsumieren von Alkohol als „legale“ Droge ist für Jugendliche in Deutschland in dem Jugendschutzgesetz §9 geregelt. Jugendliche dürfen in Begleitung der Erziehungsberechtigten nicht-brandweinartige Getränke ab 14 Jahren konsumieren. Ohne erziehungsberechtigte Personen ist es ab dem 16. Lebensjahr gestattet. Und hochprozentige alkoholische Getränke dürfen ab 18. Jahren öffentlich konsumiert werden (JuSchuG, 2002).
In den letzten Monaten kam es vermehrt zu Berichten von Alkoholskandalen von Jugendlichen. Berichtet wurde häufig von so genannten Alcopops. Alcopops sind alkoholische Mischgetränke, bei denen durch den süßlichen Geschmack der Alkohol weniger dominant im Geschmack wird. Laut einer Forsa-Umfrage gaben 75% der Jugendlichen im Alter von 14-17 Jahren an schon einmal Alcopops getrunken zu haben (BZgA, 2003).
Andere Studien weisen ähnlich erschreckend hohe Ergebnisse.
Alkoholkonsum bei deutschen Jugendlichen nach der HBSC-Studie 2002
Alter |
11 Jahre |
13 Jahre |
15 Jahre |
11 Jahre |
13 Jahre |
15 Jahre |
Alkoholkonsum nie |
78,8% |
54,2% |
37% |
88,5% |
55,9% |
21,6% |
Alkoholkonsum gelegentlich |
18,8% |
34,5% |
42,1% |
12,1% |
35,6% |
53,8% |
Alkoholkonsum regelmäßig |
2,4% |
11,3% |
20,9% |
0,6% |
8,5% |
24,6% |
Nach: SETTERTOBULTE, 2002
Die Studie der Health Behavior in school-aged Children (HBSC) aus 2002 zeigt, dass mit 11 Jahren mehr männliche Jugendliche Erfahrungen mit Alkohol gemacht haben als weibliche. Mit 15 Jahren wendet sich allerdings das Blatt und es sind deutlich mehr Mädchen, die gelegentlich oder regelmäßig Alkohol konsumieren.
Bezüglich der Regelmäßigkeit des Alkoholkonsumierens von 15jährigen Jugendlichen nehmen wir einen der Spitzenplätze in Europa ein. Laut der Studie der Gesundheitsorganisation HBSC trinken 39,3% der 15jährigen Deutschen regelmäßig, also mindestens einmal pro Woche, Alkohol. Nur in England (52%), Niederlande (51,4%) und Dänemark (56,5%) sind es mehr regelmäßig Alkohol trinkende Jugendliche.
An erster Stelle steht Bier, gefolgt von Alcopops, Spirituosen und Wein/Sekt. Das Durchschnittsalter des ersten Alkoholkonsums liegt bei den Jungen bei 12,8 und bei den Mädchen 12,9 Jahren. Den ersten Alkoholrausch haben Jungen in Deutschland durchschnittlich mit 12,7 und Mädchen mit 12,9 Jahren.
Prozentual trinken die meisten 15jährigen Jugendlichen in dörflichen Wohngebieten (28%); gefolgt von Kleinstadt (34%), Mittelstadt (34%) und Großstadt (29%).
Als Gründe für den Alkoholkonsum Jugendlicher gibt SETTERTOBULE (2002) neben dem Ausdruck des persönlichen Stils und dem Erfahren von Grenzwerten, die Demonstration von Selbstständigkeit an. Heranwachsende wollen Symbole des Erwachsenen verwenden. Ebenso könnte der Grund eine absichtliche Normverletzung als sozialer Protest sein. Möglicherweise trinken einige Jugendliche zur Stress- und Gefühlsbewältigung oder einfach um Spaß zu haben. Häufig wird auch der Gruppenzwang oder die Erleichterung des Freundefindens zum Alkoholkonsum führen (SETTERTOBULTE, 2002).
Die oben beschriebenen Zahlen sind erschreckend. Vor allem die Anzahl und das Alter der regelmäßig Alkohol trinkenden Jugendlichen. Die eingangs beschriebene gesetzliche Altersgrenze bezüglich des Alkoholausschankes wird bei Betrachtung des Ergebnisses der repräsentativen Befragung oftmals nicht beachtet und unterschritten. Alkohol stellt ein hohes Suchtpotential dar; gerade in jungen Jahren können sich solche Suchtpotentiale manifestieren. Häufig bleibt es jedoch nicht nur beim Alkohol; dieser steht in vielen Fällen als Einstiegsdroge vor härteren Drogen.
Ebenfalls weist Nikotin ein hohes Abhängigkeitspotential auf und gilt genauso in vielen Fällen als Einstiegsdroge.
In einer Euregionalen Studie in der Stadt Aachen (2001) wurde eine Befragung zum Risikoverhalten Jugendlicher durchgeführt.
Bei der Untersuchung der 10.Klassen gaben 44,9% der Mädchen an zu rauchen; bei den Jungen waren es 38,1%. Bereits in der 8. Klasse waren 23% der Jungen und 29% der Mädchen regelmäßige Raucher. Das Durchschnittsalter der Befragten, in dem die erste Zigarette geraucht wurde, liegt bei 11,1 Jahren.
Im Vergleich der verschiedenen Schultypen, war die prozentuale Zahl der Raucher an den Sonder-, Haupt- und Gesamtschulen am höchsten.
Ähnliches beschreibt SETTERTOBULTE (2007) auf dem Symposium in Detmold. Er sagt, dass das Risiko zu Rauchen mit der Zufriedenheit bzw. positiven Einstellung zur Schule sinkt.
Insgesamt ist eine rückläufige Tendenz des Rauchens bei Jugendlichen zu erkennen. In niedrigeren sozialen Schichten ist diese Tendenz allerdings weniger ausgeprägt.
Auch hier ist erschreckend zu beobachten, wie viele Jugendliche delinquentes Verhalten aufweisen. Denn auch beim Rauchen ist eine Mindestalter-Regelung per Gesetz festgelegt. Das Jugendschutzgesetz verbietet eine Ausgabe von Tabakwaren an Jugendliche unter 16 Jahren (JuSchuG, 2002).
Zumindest beim Rauchen, im Gegensatz zum Alkoholkonsum, scheint es einen positiven Einfluss der Sportvereine zu geben; Jugendliche Vereinsmitglieder rauchen weniger als ihre gleichaltrigen Nicht-Sportvereins-Aktiven (BRETTSCHNEIDER & KLEINE , 2002).
SYGUSCH (2001) bestätigt diesen Einfluss des Sportvereins. 33% der weiblichen Nicht-Mitglieder rauchen regelmäßig, dagegen nur 11% der sportlich hochaktiven Mädchen. Bei den Jungen sind es 29% der Nichtsportler, gegen 22% der hochaktiven Vereinsmitglieder. Bezüglich des Sportvereinsstatus muss die Aussage relativiert werden: Von den männlichen Jugendlichen, die nie in einem Sportverein Mitglied waren, gaben 29% an zu rauchen. Wohingegen Vereinssportler mit 34% Raucheranteil darüber liegen.
Besonders geringe protektive Einflüsse bezüglich des Rauchens scheinen von Fuß- und Handballvereinen auszugehen. Dort ist die Zahl der rauchenden Jugendlichen am höchsten.
Als Ursachen dafür, dass Jugendliche zum Glimmstängel greifen, gibt Dr. Dür (2003) die mangelnde Selbstsicherheit an. Die Zigarette gibt den Heranwachsenden ein Gefühl vom Erwachsen werden. Zum anderen sind Jugendliche sehr empfänglich für die mediale Verführung. Ein weiterer Einflussfaktor ist der Gruppendruck; Rauchen vermittelt ein Gefühl des Dazugehörens. Die psychoaktive Wirkung des Nikotins hilft Stress abzubauen und mit Problemen umzugehen.
Bezüglich des Gruppenzwanges merkt Dr. Dür (2003) kritisch an, dass dieser von Jugendlichen nur als Vorwand genommen wird, ihr eigenes Handeln zu legitimieren. Es ist aber nicht der wirkliche Grund des Rauchens. Der Zwang des Rauchens ist eher gering. Es ist vielmehr das eigene Bedürfnis dies zu tun.
Als Schlussfolgerung hält Dr. Dür (2003) auf der Tagung der ARGE Suchtprävention fest, dass es zur Verbannung der Beobachtbarkeit von Nikotinwirkungen (Werbeverbote, Smoke Free Schools), sowie zum Empowerment im Umgang mit Stress-Situationen und mit negativen Gefühlen, vor allem in der Schule, kommen sollte.
Das Rauchen ist für BRETTSCHNEIDER & KLEINE (2002) zum einen eine Ausdrucksform des Umgangs mit dem Körper, zum anderen eine Dimension des Gesundheitsverständnisses.
Bei Betrachtung der Fakten; Eintrittsalter des Rauchens, Anzahl der Jugendlichen, die rauchen, kommt der Eindruck auf, dass das Gesundheitsverständnis vieler Jugendlicher nicht besonders hoch ausgeprägt ist.
Und wie schon beim Alkohol erwähnt, gilt auch rauchen als Einstiegsdroge. Das Nikotin gilt als legale Droge. Härtere Drogen wie Haschisch, Ecstasy, LSD gelten als illegal.
Auch wenn die Einnahme von Drogen wie Haschisch, Ecstasy, LSD, Amphvitamine u.ä. verboten ist, gelangen Jugendliche an sie heran und konsumieren sie auch.
Nach Recherchen von BRETTSCHNEIDER & KLEINE (2002) konsumieren 7% der jugendlichen Sportvereinsmitglieder und 5% der Nichtmitglieder mehrmals pro Woche Haschisch bzw. Marihuana.
Bei Befragungen von Leistungsfußballern gaben sogar 4,4% an, Freunde zu haben, die Ecstasy, LSD o.ä. zu sich nehmen. Die mögliche Schwäche der Befragung liegt darin, dass nicht nach dem direkten Konsum gefragt wurde, sondern nach Freunden, die Drogen nehmen. Die Annahme war, dass bei der Frage nach dem illegalen Konsum von Drogen keine wahrheitsgemäßen Antworten gegeben werden. Ausgegangen wird von homogenen Kleingruppen; soll heißen: wenn die Freunde Drogen konsumieren, wird man selbst früher oder später ebenfalls damit in Kontakt kommen.
Bestätigt, bzw. deutlich überboten, werden diese Zahlen durch die Euregionale Befragung Jugendlicher in Aachen (2001). Dort liegt der Anteil der Jugendlichen die schon einmal Cannabis konsumiert haben bei den männlichen 8.Klässlern bei 22,8%, bei den weiblichen bei 14,9%. In der 10.Klasse steigt die Anzahl der Konsumenten bei den Jungen auf 40,3% und bei den Mädchen auf 32,7%. Damit liegen die Werte laut der Befragung auf gleichem Niveau wie in anderen deutschen Regionen.
Den ersten Kontakt mit Cannabis haben die 8.Klässler mit durchschnittlich 13 Jahren, die 10.Klässler mit 14,4 Jahren.
Andere harte Droge wie Ecstasy werden seltener konsumiert. Die Ergebnisse der Euregionalen Befragung (2001) decken sich in etwa mit denen aus den Recherchen von BRETTSCHNEIDER & KLEINE (2002). Hier wurde direkt nach dem Konsum von Ecstasy gefragt. Dabei gaben 4% der Jungen und 2,6% der Mädchen der 10.Klasse an innerhalb der letzten 4 Wochen vor der Befragung Ecstasy konsumiert zu haben.
Missbrauchsraten anderer Drogen wie Kokain, Heroin, Amphetamine, halluzinogene
Pilze liegen in der Stadt Aachen über dem bundesweiten Durchschnitt, liegen aber immer noch unter 5%. Dies soll die Angelegenheit aber nicht herunterspielen.
Wie schon bei der Betrachtung der prozentualen Zahlen beim Alkohol- und Nikotinkonsum, treten bei der Einnahme von harten, illegalen Drogen erschreckend hohe Werte auf. Besonders schockierend ist auch hier wieder das frühe Eintrittsalter, in dem die Jugendlichen oder vielmehr Kinder zum ersten Mal in Kontakt mit den Drogen kommen.
Ein Faktor der häufig in Verbindung mit Gesundheit gebracht wird ist Sport und Bewegung. Ein Ausbleiben dieses Faktors könnte wieder als Risikofaktor betrachtet werden. Wie sieht es mit der sportlichen Betätigung bei Jugendlichen aus?
Mit dem Risikofaktor Bewegungsmangel gehen Krankheiten wie Störungen am Bewegungs- und Stützapparat, Herz-Kreislauferkrankungen, Stoffwechselkrankheiten und Magen-Darm-Krankheiten einher (HURRELMANN, 2003).
Mit steigender sportlicher Betätigung, steigt auf das subjektive Gesundheitsempfinden Jugendlicher (SYGUSCH, 2001). Objektive Verbesserung der physiologischen Parameter finden auf kardiovaskulärer, hämodynamischer, metabolischer und endokrinologischer Ebene statt (BANZER, KNOLL & BÖS, 1998).
In der Stadt Aachen treiben nach der Euregionalen Befragung (2001) 93% der Jungen und 84% der Mädchen in der 8. Klasse außerschulischen Sport. In den 10. Klassen sind es ebenfalls 92% bzw. 84%. Unterschiede gibt es hinsichtlich der Schulform: Die Gymnasiasten engagieren sich am meisten außerschulisch im Sport (93%), gefolgt von den Realschulen (88%), dann Hauptschulen (83%) und am wenigsten treiben Schüler der Sonderschulen (62%) außerschulisch Sport.
SETTERTOBULTE (2007) spricht von einem natürlichen Bewegungsdrang der Kinder. Sport als eine der beliebtesten Freizeitbeschäftigungen. 11jährige Kinder sind im Schnitt ca. 4 Stunden pro Woche körperlich aktiv. Übergewichtige allerdings deutlich weniger. Ein Mangel an körperlicher Bewegung führt zu Übergewicht; Übergewicht wiederum führt zu einem verminderten Bedürfnis sich körperlich zu betätigen – ein Teufelskreis. Der Forderung nach mindestens 60minütiger moderater sportlicher Belastung an 5 Tagen pro Woche kommen nur 32% der Jungen und 20,2% der Mädchen nach.
Der (positive) Einfluss des Sporttreibens auf physiologische und psychologische Parameter ist weitestgehend untersucht und erforscht. BRETTSCHNEIDER & KLEINE (2002) warnen jedoch davor, dem Sportverein als solches einen zu großen Stellenwert bezüglich seiner protektiven Wirkung gegenüber anderen Risikofaktoren zuzuschreiben. Dass durch die Sportvereinsmitgliedschaft beispielsweise der Drogenkonsum gesenkt würde, widerlegt er in seinem Aufsatz „Jugendarbeit im Sportverein - Anspruch und Wirklichkeit“.
Ein wesentlicher Punkt der zur Gesundheit gehört ist die ausgewogene Ernährung. Fastfoodketten, Dönerläden und Imbisse finden sich heute an jeder Ecke. Wie steht es um die gesunde Ernährung bei Jugendlichen? Können sie der einseitigen, dafür schnellen Nahrungsmittelbeschaffung und -aufnahme widerstehen?
Häufig wird für das Übergewicht von Kindern und Jugendlichen die Ernährung verantwortlich gemacht. In der Kinder- und Jugendzeit ist eine ausgewogene Ernährung hinsichtlich des Gesundheitsstatus, des Wachstums und der intellektuellen Entwicklung von großer Bedeutung.
Im Gegensatz dazu stehen „riskante“ Essverhalten häufig im Zusammenhang mit Gesundheitsstörungen wie Essstörungen und Adipositas (SETTERTOBULTE, 2007).
Mädchen zeigen mit 28.9% nahezu doppelt so häufig ein problematisches Essverhalten auf wie Jungen (SETTERTOBULTE, 2007 nach HÖLLING & SCHLACK, 2006).
35%-50% der Jugendlichen bei der Euregionalen Befragung in Aachen (2001) gaben an, mindestens einmal täglich ein kalorienreiches Getränk zu sich zu nehmen.
27%-45% der Jugendlichen verzichten auf die Einnahme der empfohlenen Menge (1x täglich) Obst. Gemüse wird nur von etwa 15%-30% der Befragten täglich gegessen.
Die Befragung kam zu dem Resultat, dass sich Mädchen etwas gesünder ernähren als Jungen.
Zu dem selben Ergebnis kam auch SETTERTOBULTE (2007) nach VEREECKEN et al. (2005).
Die meisten Jugendlichen zwischen 7 und 12 Jahren besitzen bereits eigenes Geld in Form von Taschengeld. Dieses wird für Kleidung, Unterhaltung und Ernährung ausgegeben. Betrachtet man für welche Lebensmittel das Geld verwendet wird, stehen an den obersten Stellen Bonbons, Kaugummi, Cola-Getränke, Eis, Salzgebäck, Fastfood und Cookies (MÜLLER, 2007).
Das Ernährungsverhalten der deutschen Jugendlichen ist nicht unbedingt auf gesunde Ernährung ausgerichtet. Wobei hier, meiner Meinung nach, ein gewisser Lernprozess vorangegangen ist. Eltern erlauben und geben ihren Kindern zu oft und zu viel Süßigkeiten. Dadurch wird ihr Ernährungsverhalten geprägt.
Die Behauptung von Ralf Schwarzer (1995), dass Jugendliche zu viel ungeschützten Intimverkehr hätten, wird von der repräsentativen Umfrage in Aachen (2001) bestätigt.
Euregionale Befragung zum Risikoverhalten Jugendlicher (2001) ergab, dass in den 8. Klassen 21,5% der Jungen und 14,3% der Mädchen bereits Geschlechtsverkehr hatten. Dabei hatte etwa ein Viertel (Jungen 25,2%, Mädchen 22,9%) ungeschützten Geschlechtsverkehr. Das durchschnittliche Alter beim ersten Mal der Jugendlichen, die in den 8.Klassen Sex hatten, liegt bei etwa 13 Jahren.
In der 10.Klasse sind es 38,7% der Jungen und 36,6% der Mädchen, die sexuelle Erfahrungen gemacht haben. Die prozentuale Angabe bereits ungeschützten Geschlechtsverkehr gehabt zu haben steigt bei den Jungen auf 33,4% und bei den Mädchen auf 45,7%. Das ist fast die Hälfte der Mädchen mit sexuellen Erfahrungen, die sich einer erhöhten Gefahr aussetzen sich mit Geschlechtskrankheiten zu infizieren.
2,6% aller Mädchen werden in Deutschland vor ihrem 18.Geburtstag mindesten einmal schwanger. Die Schulbildung scheint auch hier wieder Einfluss zu haben. Von den Mädchen, die minderjährig schwanger werden, kommen 54% von der Hauptschule und nur 11% vom Gymnasium (BLOCK & MATTHIEßEN, 2007).
Man muss sich die Frage stellen, ob 13jährige Jugendliche, die fast noch Kinder sind, bereit sind die Verantwortung zu tragen, die Geschlechtsverkehr mit sich bringt. Knapp ein Viertel der 8.Klässlerinnen und fast die Hälfte der 10.Klässlerinnen gehen mit dem ungeschützten Geschlechtsverkehr nicht nur die Gefahr einer Ansteckung ein, sondern natürlich auch schwanger zu werden. Wie gesagt ist es meiner Meinung nach fraglich, ob solch eine Verantwortung von 13- bzw. 15jährigen Mädchen eingeschätzt und getragen werden kann.
Gratis Infomaterial: Ausbildungskatalog der Akademie für Sport & Gesundheit
Festzuhalten bleibt, dass der Lebensstil der deutschen Jugendlichen einigen Risikofaktoren ausgesetzt ist.
Wie kann dem vorbeugen bzw. den Schaden eingrenzen?
Nach SCHWARZER (1995) liegt die Lösung nicht in der Primärprävention wie sie beispielsweise durch Schulen durchgeführt werden könnte. Dennoch schreibt er der Schule, aber auch dem Elternhaus, die wichtige Aufgabe zu, den Jugendlichen Bewältigungskompetenz beizubringen, um somit risikohaftes Verhalten abzuwenden oder widerstehen zu können.
SCHWARZER (1995) versinnbildlicht dies am Beispiel des Rauchens: Es ist wenig wirksam Jugendlichen zu sagen, dass Rauchen in 40 Jahren zu Lungenkrebs führen könnte. Die Risikowahrnehmung hat einen geringeren Motivationseffekt als die Selbstwirksamkeitserwartung. Das Vertrauen in die eigene Fähigkeit spielt eine deutlich größere Rolle zur Regulation schwieriger Anforderungen als das Nachdenken über die Gefahren.
Den geringen Effekt von Aufklärungskampagnen bestätigt auch SETTERTOBULTE (2007) nach EDWARDS (1997). Schulische Kampagnen führen zwar zum Wissenszuwachs, haben aber genau wie Warnhinweise und Beschriftungen nur einen kurz- bis mittelfristigen Effekt auf das Verhalten Jugendlicher. Auch Altersbeschränkungen können nur wirksam sein, wenn die Durchsetzung und Kontrolle durchgeführt wird.
SETTERTOBULTE (2007) sieht die Lösung in einer Veränderung des sozialen Klimas.
Die oben genannten Ergebnisse, Fakten und Zahlen haben gezeigt, dass Handlungsbedarf bezüglich der Abwendung des Risikoverhaltens Jugendlicher besteht.
Wie dies durchgesetzt und durchgeführt werden soll ist eine diffizile Aufgabe. Es gibt keinen Leitfaden zur Abwendung dieses Verhaltens. Die Anwendung mehrerer Strategien ist sicher die beste Lösung. Verbote und Beschränkungen werden langfristig wenig Effekt haben. Das Denken und die Einstellung der Jugendlichen muss hinsichtlich einer gesunden Lebensführung geschult werden.
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