Arten von Stress: Eustress und Distress

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Bereich: Stressmanagement

Sicherlich hast du dich auch schon in solch einer Situation wiedergefunden – die To-Do-Liste wird immer länger, Abgabetermine rücken immer näher und was du auch tust, der Berg an Aufgaben scheint nicht kleiner zu werden. Du stehst unter Zeitdruck und fühlst dich gestresst. Doch was ist denn dieser Stress genau, wie können wir ihn vermeiden und wie beeinflusst er uns?

Wissenschaftliche Definition von Stress

Stress ist ein Muster spezifischer und unspezifischer psychischer und körperlicher Reaktionen eines Individuums auf interne oder externe Reize angesehen, die das Gleichgewicht stören, die Fähigkeiten zur Bewältigung beanspruchen oder über-schreiten und Anpassungsleistungen verlangen.“ (Zimbardo & Gerrig, 2004, S. 562)

Stress entsteht durch die Diskrepanz zwischen der Anforderung an eine Person und ihren Möglichkeiten. Stress ist daher eine subjektive Wahrnehmung des Individuums. (Lehmann, 2012)

Stress aus evolutionärer Sicht

Eines ist vorweg zu nehmen: Stress muss nicht zwingend schlecht sein. Ohne die Fähigkeit, Stress zu empfinden, hätte die Menschheit im Verlaufe der Evolution schlechte Karten gehabt. Unsere Vorfahren haben sich Stress zunutze gemacht, um Gefahrensituationen zu erkennen und beispielsweise wilden Tieren aus dem Weg zu gehen oder sich zur Wehr zu setzen.

Stress ist eine körperliche Antwort auf einen Gemütszustand. Sind wir gestresst, so geht unser Körper davon aus, dass wir angegriffen werden – er versetzt sich in einen „Kampf"- oder „Alarm"-Modus voller Anspannung. Dabei kommt es zur Ausschüttung zahlreicher Stresshormone wie Adrenalin und Kortisol, um den Körper auf eine Aktion vorzubereiten. Zusätzlich transportiert unser Organismus das Blut in die Muskeln und für diesen Moment zu vernachlässigte Körperfunktionen wie die Verdauung werden heruntergefahren bzw. eingestellt.

Die Herzfrequenz beschleunigt sich und der Atem wird schneller. Auf diese Weise hatte der Urmensch genug Energie zur Verfügung, um schnell auf die stressige Situation zu reagieren und gegen den Säbelzahntiger zu kämpfen oder vor ihm davon zu laufen.

Wenn wir uns über einen längeren Zeitraum hinweg in einem Stresszustand befinden, kann dies negative Auswirkungen auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden haben. Die Folge kann ein zu hoher Kortisol Level, Bluthochdruck und ein Anstieg des Blutzuckerspiegels sein.

Arten von Stress

Denkt man an Stress, so ist dies in der Regel negativ assoziiert. Nach Selye wird aber zwischen zwei Arten von Stress unterschieden: einem positiven und einem negativen.

Eustress: positiver Stress

Eustress entsteht durch Dinge, die fordern, aber mit Spaß verbunden sind. Er kann gewissermaßen als gute Form von Stress gewertet werden. Eustress treibt uns in Verbindung mit weiteren körperlichen und psychischen Anreizen voran, wenn wir arbeiten, die Wäsche aufhängen oder Sport treiben. Stress kann uns folglich motivieren und dazu bewegen, Leistung zu erbringen und eine Aufgabe zu verfolgen. Um also produktiv und gefordert zu sein, braucht man ein gesundes Maß an positivem Stress. Eustress hilft uns demnach „am Ball zu bleiben".

Disstress: negativer Stress

Steigt die Stressbelastung und die einhergehenden Aufgabenstellungen sind nicht mehr zu bewältigen, so entsteht Disstress. Negativer Stress fühlt sich unangenehm, bedrohlich und überfordernd an. Ein negatives Lebensereignis kann ebenfalls ein Auslöser von Disstress sein; dies ist allerdings im Vorfeld nicht zu beeinflussen.

Je nach Art (Eustress vs. Disstress) und Ausprägung (Hyperstress vs. Hypostress) von Stress kann dies für die Leistungsfähigkeit des Individuums förderlich oder hinderlich sein:

Stress und Leistungsfähigkeit
Stress und Leistungsfähigkeit | modifiziert nach Selye 1956

Unterteilung von Stress nach der Häufigkeit und Persistenz

Neben der Unterteilung von Stress in Eustress und Distress lässt sich Stress auch folgendermaßen differenzieren:

  • Akuter Stress
  • Episodischer Stress
  • Chronischer Stress

Akuter Stress

Akuter Stress kommt relativ häufig vor und kann durch viele Dinge ausgelöst werden (z. B. durch einen Autounfall, den Verlust eines geliebten Menschen, das Miterleben eines Anschlags oder die Diagnose einer chronischen Krankheit).

Menschen können auch akuten Stress empfinden, wenn sie sich auf ein Vorstellungsgespräch oder eine Präsentation vorbereiten, zum Arzt oder Zahnarzt gehen oder sich auf wichtige Momente oder große Lebensereignisse freuen (z. B. Hochzeitstag, Geburt eines Kindes, Antritt einer neuen Stelle, Umzug, Ruhestand, Kinder, die auf die Universität gehen).

Episodischer Stress

Episodischer Stress bezieht sich auf häufige, beständige Stressperioden, in denen die Stresserfahrung sporadisch oder regelmäßig auftritt.

Chronischer Stress

Chronischer Stress wird als anhaltender und konstanter Stress ohne (oder mit nur begrenzter) Entlastung beschrieben.

Auswirkungen von Stress

Stress führt zu einer Stressreaktion. Auswirkungen von Stress, vor allem aber von Disstress, können mehrere körperliche als auch psychische Auswirkung auf den eigenen Organismus haben. Symptome bei einer erhöhten Stressbelastung können folgende sein:

  • Müdigkeit / Erschöpfung
  • Unwohlsein
  • Konzentrationsschwäche
  • Unruhe
  • Schlafstörungen
  • Rastlosigkeit
  • Unzufriedenheit (bis hin zu Depressionen)
  • Ärger/Gereiztheit
  • Kopf-, Nacken- und Rückenschmerzen
  • Verdauungsbeschwerden
  • Sodbrennen
  • Bluthochdruck
  • Anstieg des Blutzuckerspiegels
  • Anfälligkeit von Krankheiten (z.B. Erkältungen)
  • Kraftlosigkeit
  • Lustlosigkeit
  • Magen-Darm-Störungen

Insgesamt fordert unsachgemäßer oder ineffektiver Stress seinen Tribut im Körper. Wenn stressbedingte Gefühle, Stimmungen und Emotionen auf den physischen Körper einwirken, spricht man in der Regel von psychosomatischen Krankheiten.

  • Appetitlosigkeit oder Heißhunger
  • Allergien/Hautirritationen
  • Nervosität
  • Geringes Selbstwertgefühl
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Stressoren

Dinge, die Stress verursachen, werden als Stressoren bezeichnet. Stressoren können durch externe Gegebenheiten bedingt sein, zum Beispiel durch Hitze oder Lärm. Stressoren können aber auch physischer Natur sein, beispielsweise (Fehl-)Ernährung, Schlafmangel, Krankheiten oder Verletzungen. Psychische Ursachen können ebenfalls zu Stressfaktoren werden, beispielsweise der Verlust von Liebe bzw. der persönlichen Sicherheit, Zeit- oder Leistungsdruck.

Beispiele von Stressoren

  • Überforderung im Beruf
  • Existenzängste
  • finanzielle Schwierigkeiten
  • private Konflikte
  • erhöhte Ansprüche an die eigene Leistung
  • Probleme bei der Kindererziehung
  • Krankheit/Pflege eines Angehörigen
  • Wohnungswechsel
  • soziale/berufliche Benachteiligung
  • eigene Krankheit
  • dauerhafte Erreichbarkeit
  • Beziehungsprobleme
  • Abbruch sozialer Kontakte
  • Mangelernährung
  • körperliche Fehl- oder Überbelastung

Unterteilung der Stressfaktoren

Stressfaktoren lassen sich in vier Kategorien einteilen:

  • körperlicher Stress,
  • psychologischer Stress,
  • psychosozialer Stress und
  • psychospiritueller Stress.

Körperlicher Stress

Dazu gehören: Trauma (Verletzung, Infektion, Operation), intensive körperliche Arbeit/Überanstrengung, Umweltverschmutzung (Pestizide, Herbizide, Toxine, Schwermetalle, unzureichendes Licht, Strahlung, Lärm, elektromagnetische Felder), Krankheit (virale, bakterielle oder Pilzerreger), Müdigkeit, unzureichende Sauerstoffversorgung, Hypoglykämie (Unterzuckerung), hormonelle und/oder biochemische Ungleichgewichte, Ernährungsstress (Nährstoffmangel, Nahrungsmittelallergien und -empfindlichkeiten, ungesunde Essgewohnheiten), Dehydrierung, Drogenmissbrauch, Zahnprobleme und Fehlstellungen des Bewegungsapparats.

Psychologischer Stress

Dazu gehören: Emotionaler Stress (Ängste, Frustration, Traurigkeit, Wut, Trauer/Trauer), kognitiver Stress (Informationsflut, beschleunigtes Zeitgefühl, Sorgen, Schuldgefühle, Scham, Eifersucht, Selbstkritik, Selbsthass, Perfektionismus, Angstzustände, Panikattacken und das Gefühl, keine Kontrolle zu haben) sowie Wahrnehmungsstress (Glaubenssätze, Rollen, Geschichten, Einstellungen, Weltbild).

Psychosozialer Stress

Dazu gehören: Beziehungs-/Eheschwierigkeiten (Partner, Geschwister, Kinder, Familie, Arbeitgeber, Arbeitskollegen), fehlende soziale Unterstützung, fehlende Ressourcen für ein angemessenes Überleben, Verlust des Arbeitsplatzes/Investitionen/Ersparnissen, Verlust von geliebten Menschen, Isolation.

Psycho-spiritueller Stress

Eine Krise der Werte, des Sinns und des Zwecks; freudloses Streben (statt produktiver, befriedigender, sinnvoller und erfüllender Arbeit); und eine Fehlanpassung an die eigenen spirituellen Grundüberzeugungen.

Wie vermeide ich negativen Stress?

Es kommt darauf an, wie man mit Stress umgeht, damit dieser entweder positive oder negative Eigenschaften hat. So kann man gewisse Stressbewältigungskompetenzen entwickeln. Hierbei spielen neben der eigenen Verfassung auch die äußerlichen Gegebenheiten und der Zeitpunkt bei der Einwirkung von Stress eine wesentliche Rolle. Dabei geht es nicht hauptsächlich darum, dem Stress aus dem Weg zu gehen, sondern vielmehr, ihn positiv zu nutzen, um Leistung erbringen zu können, ohne sich dabei selbst zu überfordern. Mit folgenden Verhaltensweisen kann man Disstress vermeiden:

  • lernen „Nein" zu sagen
  • entscheidungsbereit sein
  • sich nicht für alles verantwortlich machen
  • negative Gegebenheiten akzeptieren
  • perfektionistisches Denken vermeiden
  • die eigene Gesundheit in den Vordergrund stellen
  • nicht ständig erreichbar sein
  • sich eine Auszeit gönnen
  • eine gesunde, abwechslungsreiche Ernährungsweise verfolgen
  • die eigene Leistung wertschätzen
  • Gedanken auch mal schweifen lassen

Fazit

Stress kann in bestimmten Situationen durchaus positive Eigenschaften haben. Er kann unsere Leistung steigern und eigene Kompetenzen erhöhen. Manchmal ist Stress ein natürlicher Prozess, den wir erleben, wenn wir neue Dinge ausprobieren, wachsen, lernen und uns anpassen. Er kann uns anspornen, eine Herausforderung zu meistern und zu übertreffen oder zumindest Wege zu finden, damit umzugehen und dich in gefährlichen Situationen zu schützen.

Wenn wir uns jedoch einer Aufgabe nicht gewachsen fühlen oder durch andere Faktoren Stress ausgesetzt sind, kann dies langfristig negative Auswirkungen auf unsere Gesundheit haben.

Angesichts der Tatsache, dass Stress zu 95 % oder allen Krankheitsprozessen beiträgt, ist ein Grundpfeiler der ganzheitlichen, alternativen Gesundheit und Heilung zu lernen, wie man Stress effektiv bewältigt.

Wie du am besten mit Stress umgehst, erfährst du in dem Artikel Stressbewältigung.

Lehmann J (2012). Die Bedrohung des Selbst als Ursache von Stress - eine experimentelle Operationalisierung des SOS-Konzeptes. Institut für Psychologie, Universität Bern.

Selye H (1956). The stress of life. New York: McGraw-Hill.

Zimbardo PG & Gerrig RJ (2004). Psychologie (16. Aufl.). München: Pearson.

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