Burnout ist längst keine Manager-Krankheit mehr, sondern in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Erwachsene jeden Alters und auch Kinder und Jugendliche können ein Burnout-Syndrom entwickeln, wenn sie keine kompetente Hilfe, beispielsweise durch einen Burnout Berater, erhalten. Häufig entsteht die Erschöpfungsreaktion im Kontext einer chronischen Überlastung, zum Beispiel durch anhaltende Stresssituationen im Job oder im Privaten. Doch wo liegt der Übergang? Was ist „nur“ Stress und was schon ein Burnout?
Einige Merkmale, anhand derer du den Unterschied erkennen kannst, stellen wir dir im Folgenden vor.
In folgenden Ausbildungen gehen wir tiefer darauf ein:
Das Wort „Stress“ geht aus dem lateinischen „strictus“ hervor. Es bedeutet so viel wie „Enge“ oder „Engpass“. Im mittelalterlichen Englisch wurde „stress“ als Bezeichnung für eine äußere Not oder eine auferlegte Mühsal verwendet. Der Mediziner, Biochemiker und Hormonforscher Hans Selye definierte Stress 1936 erstmals als einen körperlichen Zustand unter Belastung.
Heutzutage wird der Stressbegriff im Alltag geradezu inflationär verwendet. Du selbst erlebst Stress vielleicht als regelrechtes Modewort, das genutzt wird, um fordernde, belastende oder überfordernde und überlastende Situationen und Gemütszustände zu beschreiben.
Lyle E. Bourne und Bruce R. Ekstrand definieren Stress in ihrem Buch Einführung in die Psychologie (2008, S. 310) als „Zustand, durch den der Körper seine Ressourcen mobilisiert und mehr Energie als üblich einsetzt“. James Lehmann ergänzt in Die Bedrohung des Selbst als Ursache von Stress – eine experimentelle Operationalisierung des SOS-Konzeptes (2012): „Stress entsteht durch die Diskrepanz zwischen der Anforderung an eine Person und ihren Möglichkeiten. Stress unterliegt daher der subjektiven Wahrnehmung einer Person.“
Burnout-Syndrome wurden bis Mitte des 19. Jahrhunderts noch unter dem Begriff „Nervenschwäche“ zusammengefasst. Doch diese Bezeichnung verschwand ab dem Ersten Weltkrieg zunehmend aufgrund traumatischer Erlebnisse. Eine erstmalige Beschreibung von Burnout findet sich 1974 in den USA, wo Studien in Pflegeberufen durchgeführt wurden. Ab 1976 kommen weitere Arbeiten über Burnout als Reaktion auf chronischen Stress im Beruf hinzu. Dieser Trend setzt sich fort: Von 1990 an wird Burnout auf immer mehr Berufsgruppen bezogen, darunter Manager und weitere.
Eine einheitliche Begriffsverwendung (Burnout vs. Burnout-Syndrom) fehlt bis heute. Zudem sehen weite Teile der Bevölkerung Burnout nach wie vor als „Modediagnose“ an. Dem widerspricht die Fachliteratur deutlich. „Burnout ist ein Syndrom emotionaler Erschöpfung, Depersonalisation und persönlicher Leistungseinbußen, das bei Individuen auftreten kann, die in irgendeiner Art mit Menschen arbeiten. Es ist eine Reaktion auf die emotionale chronische Belastung, sich andauernd mit Menschen zu beschäftigen, besonders, wenn diese in Not sind oder Probleme haben“, schreibt Christina Maslach in Burnout: A social psychological analysis (1982 in Jones, JW (Ed.): The Burnout Syndrome. Park Ridge, III: London S. 30-53). Robert Kahn fügt dem hinzu, dass Burnout „oft in Verbindung mit unangenehmen physischen und psychischen Symptomen“ (1978, Job burnout: Prevention and remedies. Public Welfare,3 (2), S. 61–63) steht.
Laut ICD, der Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme der Weltgesundheitsorganisation (WHO), ist Burnout keine eigenständige Krankheit oder Behandlungsdiagnose. Im ICD wird Burnout als „ausgebrannt sein“ und als „Zustand der totalen Erschöpfung“ beschrieben. Das macht Burnout zu einer Rahmen- bzw. Zusatzdiagnose.
Stress und Burnout unterscheiden sich in einigen wichtigen Punkten. Typische Merkmale von Stress sind:
Burnout hebt sich in wesentlichen Aspekten von Stress ab. Typische Burnout-Merkmale sind:
Zusammenfassend lässt sich sagen: Burnout entsteht durch ein dauerhaftes Ungleichgewicht von Anforderungen und persönlichen Bewältigungsmöglichkeiten. Daraus resultiert chronischer Stress, der sich selbst verstärkt. Wann eine Anforderung zu Stress wird, ist individuell sehr unterschiedlich.
Auslöser für Burnout können körperlicher oder kognitiver bzw. mentaler Natur sein.
Burnout kann in Verbindung mit Erkrankungen entstehen, die mit Erschöpfung einhergehen. In dem Fall ist das Ausbrennen körperlich ausgelöst. Das kann zum Beispiel im Zusammenhang mit Anämie, Eisenmangel oder einer Schilddrüsenfehlfunktion passieren. Die Erschöpfung kann darüber hinaus durch Diabetes, HIV, Tuberkulose, Krebs, Schlafstörungen oder ähnliche Erkrankungen ausgelöst werden.
Um kognitive und mentale Auslöser für Burnout zu verstehen, kannst du das Radler-Modell des Psychologen Dr. Matthias Burisch heranziehen.
Das Modell stellt am Beispiel einer Fahrradfahrerin neun häufige, unvorteilhafte Innenansichten einer Person dar. Die Punkte, einzeln betrachtet, ergeben keinen Burnout. Summieren sich jedoch mehrere Punkte, kann sich das Risiko eines Burnouts erhöhen.
Du siehst, ein Burnout entsteht erst durch die Häufung und das langfristige Andauern verschiedener Stressoren. Man geht dabei von sechs Kernfaktoren für Burnout aus: