Eine Situation muss erst als Stresssituation bewertet werden, um eine Stressreaktion auszulösen. Als Stressreaktion wird die evolutionär entwickelte schnelle Anpassungsreaktion des Körpers auf Gefahrensituationen bezeichnet, die das Ziel haben das Überleben zu gewährleisten.
In folgenden Ausbildungen gehen wir tiefer darauf ein:
Lang andauernder Stress verursacht nach Selye (1956) klassischerweise eine Stressreaktion in Form einer charakteristischen Abfolge von drei Stadien. Dieses Stressmodell wird als das allgemeine Anpassungssyndrom (Adaptationssyndrom, kurz AAS) bezeichnet.
Grundsätzlich folgt auf die Wahrnehmung eines Stressors eine Anpassungsreaktion des Körpers. Für eine ausreichende Balance zwischen Ruhe und Erregung ist daher eine Entspannungsphase nach jeder Anspannung nötig. Folgt diese nicht oder es wirken weitere (neue) Stressreize auf den Organismus ein, wächst das Erregungsniveau immer weiter.
Die Alarmreaktion auf einen Stressauslöser oder Stressreiz besteht aus physiologischen Mechanismen, die darauf abzielen, den „Normalzustand“ wieder herzustellen. Dabei spielt im Körper die sogenannte Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse eine wichtige Rolle. Es kommt zur Ausschüttung von Stresshormonen in der Nebenniere (Katecholamine), die der raschen Bereitstellung von Energiereserven dienen. In der Nebennierenrinde werden vermehrt die Hormone Aldosteron und Cortisol produziert, im Nebennierenmark hingegen Adrenalin und Noradrenalin. Der Sympathikus wird aktiv und der Körper ist in „Alarmbereitschaft". Er zeigt dabei verschiedene Reaktionsmuster mit dem Ziel einer kurzfristigen Leistungssteigerung, um gegebenenfalls fliehen oder kämpfen zu können („Fight-or-Flight-Modus").
Wenn die Stresssituation weiter anhält und der Organismus Dauerstress ausgesetzt wird, folgt als nächstes die Phase der Resistenz, auch Widerstandsphase genannt. In dieser Phase adaptiert der Organismus insofern, dass er einen Widerstand gegen den Aggressor entwickelt. Wie gut ein Individuum mit Stressreizen umgehen kann, hängt immer auch von der persönlichen Widerstandskraft ab. Daraus folgt eine größere Resistenz gegenüber dem ursprünglichen Stressor. Auf der anderen Seite scheint dafür die Stresstoleranzkompetenz gegenüber anderen Stressoren reduziert zu sein, sodass selbst schwache Stressoren eine starke Reaktion hervorrufen.
Wenn es dem Organismus nicht mehr möglich ist, die Resistenz gegenüber dem Stressor länger aufrechtzuerhalten, tritt die sogenannte Erschöpfungsphase ein und es zeigen sich verschiedenen Stresssymptome. In einem solchen Erschöpfungsstadium können mögliche Symptome eine Verminderung der Leistungsfähigkeit, eine erhöhte Infektanfälligkeit und/oder Ermüdung sein. Teilweise können sich auch Angst- und Depressionssyndrome zeigen oder Magengeschwüre entstehen.
Resilienz bezeichnet die psychische Widerstandsfähigkeit und kann trainiert werden. Dauerhafter Stress kann Geist und Körper nachhaltig schädigen, daher ist es wichtig, die eigene Stresstoleranz durch Entspannungs- und Achtsamkeitsübungen zu erhöhen.
Selye, H. (1956). The stress of life. New York: McGraw-Hill.