Unser Körper ist ein ausgeklügeltes Konstrukt mit unzähligen Schutzmechanismen. Schwitzen ist eines davon. Zwischen zwei bis vier Millionen Schweißdrüsen besitzt unser Körper. Die höchste Dichte der Drüsen ist an den Füßen zu finden, die niedrigste an Unterschenkeln. Insgesamt produzieren die Schweißdrüsen täglich zwischen 0,5 bis 1 Liter Schweiß. Bei sportlicher Tätigkeit ist die Schweißmenge deutlich erhöht.
Warum schwitzen wir überhaupt? Mit jeder Bewegung produziert der Körper Wärme. Damit wir innerlich nicht anfangen zu überhitzen, brauchen wir ein Kühlsystem. Diese Körperfunktion übernehmen die Schweißdrüsen. Mit der Produktion des zu 99% aus Wasser bestehenden Schweißes und der Absonderung nach außen, entsteht über die Verdunstungskälte der Kühleffekt. So wird die Körpertemperatur reguliert. Der Schweiß kühlt also den Körper.
Teilweise hört und liest man davon, dass sportliche Menschen schnell mehr schwitzen. In anderen Artikeln steht wiederum, dass unsportliche Personen mehr transpirieren würden. Was stimmt denn nun?
In wissenschaftlichen Studien wurden zwei grundlegende Studiendesigns verwendet. Entweder wurde die Belastung oder die Beanspruchung zwischen den Probandengruppen gleichgesetzt, damit sind Vergleiche der Schweißbildung möglich.
Als Beanspruchung bezeichnet man die individuellen und subjektiven Folgen einer Belastung. In den meisten Studien, die die Schweißproduktion von fitten und unfitten Personen verglichen, wurde die VO2max als Normierungsparameter herangezogen.
Wenn Trainierte und Untrainierte eine Stunde lang bei 60% ihrer VO2max laufen, dann werden die Trainierten im Durchschnitt mehr schwitzen. Wenn beide Probandengruppen bei 60% der VO2max Arbeit verrichten, dann erbringt die Gruppe mit der höheren Leistungsfähigkeit auch eine höhere absolute Leistung. Auf einem Ergometer würde dies beispielsweise bedeuten, dass diese Gruppe bei einem höheren Widerstand fährt. Oder beim Laufen würden die Probanden dieser Gruppe bei einer höheren Geschwindigkeit laufen. Die höhere absolute Leistung hat zur Folge, dass auch mehr metabolische Prozesse ablaufen, die wiederum Wärme produzieren. Diese Wärmeproduktion ist der entscheidende Faktor, der die Schweißproduktion bedingt.
Die Belastung wird anhand physikalischer Messgrößen wie zum Beispiel der Laufgeschwindigkeit festgelegt. Die gleiche Belastung bedeutet beispielsweise, dass alle Probanden eine Stunde lang bei 10 km/h laufen.
Studien haben gezeigt, dass Athleten mit einer höheren Ausdauerleistungsfähigkeit, bei derselben gegebenen Belastung, eine geringere Wärmeproduktion und damit auch einen geringeren Schweißverlust aufweisen.
Die besser trainierten Menschen schwitzen weniger, da sie sich bei der gleichen zu erbringenden Leistung aufgrund einer höheren Bewegungsökonomie, weniger anstrengen müssen als Untrainierte. Es laufen bei den Trainierten bei gleicher Belastung also weniger metabolische Prozesse ab, wodurch eine geringere Wärmeproduktion entsteht und folglich ein geringerer Kühlbedarf durch Schweiß resultiert.
Neben den Studien, in denen die Beanspruchung oder die Belastung gleichgesetzt wurde, gibt es auch Studien, in denen nach der Körpertemperatur normiert wurde. Während einer Ausdauerleistung, wie beispielsweise auf einem Ergometer, wurde kontinuierlich die Körpertemperatur auf einen bestimmten Wert festgelegt. Sank die Temperatur unter eine bestimmte Schwelle, mussten die Probanden schneller fahren oder der Widerstand wurde gesteigert. Stieg die Temperatur über einen bestimmten Wert, sollten die Teilnehmer langsamer fahren beziehungsweise der Widerstand wurde gesenkt, sodass sich die Körpertemperatur stets in einem vorgegebenen Bereich bewegte.
Die trainierten Athleten erreichen bei derselben Körpertemperatur eine höhere Leistung. Sie fahren entweder schneller oder können gegen einen höheren Widerstand arbeiten.
Bei der gleichen Körpertemperatur kann kein Unterschied hinsichtlich der Schweißproduktion zwischen Personen mit einer hohen oder einer niedrigen Ausdauerleistungsfähigkeit festgestellt werden. Dies führt zu der Annahme, dass die Körpertemperatur der maßgebliche Faktor für die Schweißproduktion ist.
Einen Unterschied konnte man zwischen sportlichen und unsportlichen Menschen beim Schwitzen hinsichtlich des Beginnens feststellen. Umso ausdauertrainierter eine Person ist, desto schneller setzt die Schweißproduktion ein. Dies ist als ein Trainingseffekt zu deuten. Der Körper reagiert schneller auf den Kühlbedarf und reguliert zügiger, indem er die Schweißabsonderung einleitet.
Bei trainierten Sportlern wurde beobachtet, dass sich die Art des Schwitzens von untrainierten unterscheidet. Jemand, der viel Sport macht, trainiert auch seine Schweißdrüsen. Durch Training werden die Schweißdrüsen dahingehend „trainiert“, weniger der wichtigen Nährstoffe auszuschwemmen. Zudem geben die Schweißdrüsen bei Personen, die häufig Ausdauersport betreiben, die optimale Menge an Schweiß ab, sodass die Körperoberfläche leicht benetzt ist. Dies gewährleistet die beste Verdunstung und somit den optimalen Kühleffekt.
Bei Untrainierten schießen die Schweißdrüsen manchmal über das Ziel hinaus. Sie produzieren zu viel Schweiß und es entstehen Tropfen. Große Schweißtropfen und Schweißperlen können nicht so gut verdunsten oder fallen zu Boden. Durch die Schweißausbrüche verliert der Sporttreibende wichtige Flüssigkeit, die für die Aufrechterhaltung der Leistungsfähigkeit bedeutsam ist.
Sportliche Menschen schwitzen daher effektiver.
Dein Körper ist mit durchschnittlich drei Millionen Schweißdrüsen ausgestattet. Es gibt zwei Arten von Schweißdrüsen:
Ekkrine Schweißdrüsen
Die ekkrinen Schweißdrüsen befinden sich überall in deinem Körper und produzieren einen leichten, geruchlosen Schweiß.
Apokrine Schweißdrüsen
Die apokrinen Schweißdrüsen befinden sich in den Haarfollikeln der folgenden Körperteile:
Diese Drüsen geben einen schwereren, fetthaltigen Schweiß ab, der einen deutlichen Geruch hat. Der Geruch, der als Körpergeruch bezeichnet wird, entsteht, wenn der apokrine Schweiß zerfällt und sich mit den Bakterien auf deiner Haut vermischt.
Dein autonomes Nervensystem steuert deine Schweißfunktion. Das ist der Teil deines Nervensystems, der von alleine funktioniert, ohne dass du ihn bewusst steuern kannst.
Wenn das Wetter heiß ist oder deine Körpertemperatur durch Sport oder Fieber ansteigt, wird der Schweiß durch die Kanäle in deiner Haut abgegeben. Er befeuchtet die Oberfläche deines Körpers und kühlt dich ab, wenn er verdunstet.
Schweiß besteht hauptsächlich aus Wasser, aber etwa 1% des Schweißes ist eine Kombination aus Salz und Fett.
Geruch entsteht erst, wenn der Schweiß mit Bakterien in Kontakt kommt. Diese zersetzen einige Bestandteile des Schweißes und es entsteht der typische Geruch. Auch Bakterien in der Kleidung können dazu führen, dass man schneller nach Schweiß riecht. Dann ist es angeraten, atmungsaktive und luftdurchlässige Kleidung zu tragen oder ergänzend einen Hygienespüler beim Waschen zu verwenden. Auch Körperstellen, die vergleichsweise stark behaart sind, wie die Achseln oder der Genitalbereich, können zur Entstehung des Schweißgeruchs beitragen. Eine Rasur kann hier Abhilfe schaffen.
Der individuelle Körpergeruch wird auch durch die Flüssigkeitsproduktion der Schweißdrüsen beeinflusst. Über den Körpergeruch entscheiden wir unterbewusst, ob wir jemanden mögen oder nicht. Sympathie und Liebe geht also nicht nur durch den Magen - sondern auch durch die Nase.
Schwitzen kann auf ein medizinisches Problem hinweisen, wenn es zusammen mit anderen Symptomen auftritt.
Anhaltendes Schwitzen über einen längeren Zeitraum hinweg ohne Grund oder Gewichtsverlust durch übermäßiges Schwitzen ist nicht normal und sollte von einem Arzt untersucht werden.
Die folgenden Krankheiten entstehen entweder durch übermäßiges Schwitzen oder durch das Fehlen von Schwitzen. Konsultiere deinen Arzt, wenn du das Gefühl hast, dass du mehr als normal schwitzt oder überhaupt nicht schwitzt:
Hyperhidrose
Hyperhidrose ist ein Zustand, bei dem du übermäßig unter den Achseln, an den Händen und an den Füßen schwitzt.
Hypohidrose
Hypohidrose ist das Fehlen von Schweiß. Mit dem Schweiß gibt dein Körper überschüssige Wärme ab. Wenn du unter Hypohidrose leidest, kannst du dehydrieren und hast ein höheres Risiko für einen Hitzeschlag.
Schweiß hat mit der Regulation der Körpertemperatur eine lebensnotwendige Aufgabe und ist absolut notwendig, um unseren Körper zu schützen. Ob jemand viel oder wenig schwitzt, hängt teilweise von seinem Trainingsniveau im Sinne seiner Ausdauerleistungsfähigkeit ab.
Einen größeren Einfluss auf die Schweißproduktion nehmen aber anthropometrische Faktoren wie die Körpermasse oder die Körperoberfläche. Umso höher die Körpermasse oder umso größer die Körperoberfläche, desto mehr metabolische Prozesse laufen bei einer körperlichen Betätigung ab. Daraus resultiert eine höhere Wärmeproduktion und somit auch eine größere Menge des abgesonderten Schweißes, um dies auszugleichen.
In der wässrigen ekkrinen Schweißflüssigkeit befinden sich zahlreiche andere Bestandteile, darunter Natrium (Na+). Es wird freigesetzt, um das Natriumgleichgewicht in deinem Körper aufrechtzuerhalten. Es sorgt dafür, dass dein Schweiß salzig schmeckt.
Kaffee löst das Schwitzen auf zwei Arten aus. Erstens aktiviert Koffein das zentrale Nervensystem, wodurch die Schweißdrüsen aktiviert werden (je mehr Koffein du trinkst, desto mehr schwitzt du). Zweitens kann die Wärme des Getränks selbst dafür sorgen, dass sich dein Körper heiß genug anfühlt, um zu schwitzen.
Nikotin veranlasst deinen Körper, die Chemikalie Acetylcholin freizusetzen, die die Schweißdrüsen anregt. Außerdem erhöht es deine Herzfrequenz, deinen Blutdruck und deine Körpertemperatur.
Der Nikotinentzug führt ebenfalls zu übermäßigem Schwitzen.