Reaktive Bewegungen sind durch eine schnell nacheinander ablaufende exzentrische und anschließend konzentrische Arbeitsweise der Muskulatur gekennzeichnet.
Diese Muskelaktionsform wird als Dehnungsverkürzungszyklus (DVZ) bezeichnet.
Beispiele für reaktive Bewegungen im Alltag oder bei sportlichen Aktivitäten sind Sprünge, Sprints oder Würfe.
In folgenden Ausbildungen gehen wir tiefer darauf ein:
Die kombinierte muskuläre Arbeitsweise spielt sowohl im alltäglichen als auch im sportlichen Kontext eine herausragende Rolle.
Die Besonderheit des DVZ liegt darin, dass während der nachgebenden Bewegung Energie im tendomuskulären System gespeichert werden kann, die in der anschließenden überwindenden Kontraktion des Muskels genutzt werden kann (Cavagna & Kaneko 1977, Komi 2003).
Die Leistungsfähigkeit im DVZ, die in der Sportwissenschaft als Reaktivkraft bezeichnet wird, ist sowohl von mechanischen als auch neuromuskulären Faktoren abhängig.
Die Energiespeicherung im Muskelsehnenkomplex erfolgt vermutlich vornehmlich in den tendinösen Anteilen, also in den Sehnen, die die Muskeln mit den Knochen verbinden.
Die Reaktivkraft spielt eine bedeutende Rolle in vielen sportlichen Aktivitäten und alltäglichen Bewegungen.
Reaktive Bewegungen ermöglichen eine höhere Kraft- und Leistungsentwicklung im Vergleich zu rein konzentrischen Kontraktionen. Zudem sind reaktive Bewegungen sehr ökonomisch und energieeffizient.
Die Ursache für die höhere Leistungsfähigkeit und auf Effizienz von reaktiven Bewegungen liegt im Dehnungs-Verkürzungs-Zyklus (DVZ), der die die Elastizität der Sehnen nutzt, um kinetische Energie zu speichern und in der konzentrischen Phase wieder freizusetzen.
Die menschliche Sehne weist viskoelastische Eigenschaften auf - also eine Kombination von elastischem und viskosem Verhalten.
Das visköse Verhalten der Sehne zeigt sich bei anhaltender Dehnung derselben. Infolge zeitlich überdauernden passiven Stretchings, resultiert eine Abnahme des passiven Widerstandes. Dieses Phänomen ist als Stressrelaxation bekannt (Kubo et al. 2001).
Die elastischen Eigenschaften ermöglichen eine spontane und reversible Verformung der Sehne.
Das Zusammenspiel aus Elastizität und Viskosität erlaubt es den Sehnen, Energie zu speichern und freizusetzen.
Cavagna, G.A. . (1977). Storage and utilization of elastic energy in skeletal muscle. Exerc Sport Sci Rev, 5, 89-129.
Klein-Vogelbach S. (1995) Gangtypische Bewegungen des Körperabschnitts Arme als Reactio auf die Gehbewegungen der Körperabschnitte Beine und Becken. In: Gangschulung zur Funktionellen Bewegungslehre. Rehabilitation und Prävention, vol 16. Springer, Berlin, Heidelberg.
Komi, P.V. (2003). Stretch shortening cycle. In P. V. Komi (Ed.), Strength and Power in Sports (Vol. 2, pp. 184-203). USA: Blackwell Science.
Kubo, K., Kanehisa, H., Kawakami, Y., & Fukunaga, T. (2001). Influence of static stretching on viscoelastic properties of human tendon structures in vivo. Journal of Applied Physiology, 90(2), 520-527.
Suppé B. (2013) Armbewegungen. In: Suppé B., Bongartz M. (eds) FBL Klein-Vogelbach Functional Kinetics praktisch angewandt. Springer, Berlin, Heidelberg.