„Einen Tomatensaft bitte“, ein Satz den man im Restaurant selten hört. Über den Wolken führt der Saft jedoch mit Abstand das Getränke-Ranking an. Er ist noch beliebter als Bier. Forscher haben nun herausgefunden, dass die Geschmacksnerven während des Fluges anders reagieren als am Boden und sich dadurch das Ess- und Trinkverhalten ändert.
Es rappelt, ist laut und während des Steigfluges hat man Druck auf den Ohren. Fliegen ist eine Belastung für den Körper. Vor allem der Luftdruck, die Luftfeuchtigkeit und die reduzierte Sauerstoffaufnahme machen uns zu schaffen. Zwar regulieren Mechanismen im Flugzeug diese Parameter, jedoch wirken bei 11.000 Metern Flughöhe immer noch Luftverhältnisse wie auf 2.000 Metern auf uns ein. Das beeinflusst auch die Funktion unserer Geschmacksknospen.
Während des Fluges sinkt die Fähigkeit süß und salzig zu schmecken um etwa 30%, da unter anderem die kalte und trockene Luft zum Austrocknen der Nasengänge führt.
Aber auch der Geräuschpegel spielt eine wichtige Rolle. Stress durch Lärm schränkt die Geschmacksempfindungen ein. So sorgen beide Faktoren, Luft und Lärm, für die Beeinträchtigung der Geschmacksknospen während des Fluges.
Da können sich die Köche in den Großküchen noch so viel Mühe geben, wir können es einfach nicht schmecken – bislang! Denn seit dieser Erkenntnis, werden das Essen und die Getränke nach anderen Maßstäben ausgewählt. Wein, den wir im Flugzeug trinken, würden wir aufgrund der Süße am Boden vermutlich für reinen Saft halten. Denn während des Fluges wird die Süße als deutlich schwächer empfunden. Andersherum würden wir Brötchen, die frisch und knusprig sind, im Flugzeug für trocken und ungenießbar halten. Das wiederum liegt an der geringeren Luftfeuchtigkeit.
Die äußeren Einflüsse schwächen die Geschmacksknospen für Süßes und Salziges. Anders ist das bei bitteren Geschmäckern. Die Empfindung dieser Geschmacksrichtungen bleibt uns erhalten, was sich mit dem Urinstinkt begründen lässt. Das Erkennen bitterer Nahrung dient dem Schutz vor Vergiftungen. Giftige Lebensmittel schmecken meist bitter.
Auch umami, eine etwas unbekannte Geschmacksrichtung, lässt sich von den Einflüssen des Fliegens nicht negativ beeinflussen. Eher im Gegenteil: Umami sorgt für den herzhaften Geschmack wie bei Parmesan, Tomaten oder Sojasaucen. Während des Fluges wird das Empfinden für den herzhaften Geschmack verstärkt, was unter anderem die Nachfrage von Tomatensaft positiv beeinflusst.