Das Umknicken des Sprunggelenkes, auch Supinationstrauma genannt, ist schnell passiert. Eine unachtsame Bewegung reicht meist schon aus, um sich das Sprunggelenk zu verletzen. Um die Verletzung und die Behandlung zu verstehen, bedarf es ein wenig anatomischen Hintergrund.
In folgenden Ausbildungen gehen wir tiefer darauf ein:
Das Sprunggelenk ist in zwei Gelenke aufgeteilt, das obere (Articulatio talocruralis) und das untere Sprunggelenk (Articulatio talotarsalis). Wobei sich das untere Sprunggelenk noch in das vordere untere Sprunggelenk (Articulatio talocalcaneonavicularis) und das hintere untere Sprunggelenk (Articulatio subtalaris) aufteilt. Das untere Sprunggelenk ist für die Bewegung des Fußes zur Seite (Supination und Pronation) zuständig. Das obere Sprunggelenk ist für die Streckung und Beugung (Plantarflexion und Dorsalextension) des Fußes zuständig. Gehalten wird es dabei von den Außen- und Innenbändern. Das Außenband, welches bei einer Verletzung am häufigsten betroffen ist, unterteilt sich in drei Bänder: Ligamentum talofibulare anterius, Ligamentum talofibulare posterius und Ligamentum calcaneofibulare.
Ein Supinationstrauma kann zu einer Bänderdehnung, einem Bandanriss oder einem kompletten Zerreißen, eines oder mehrerer Bänder führen. In schwierigen Fällen kann es sogar zu einem Knochenbruch kommen. Kommt es zum Umknicken des Fußes, können Schmerzen und Schwellungen, bis hin zur Bewegungseinschränkung die Folge sein. Die Symptome richten sich dabei nach dem Verletzungsgrad:
Grad I
Nach dem Umknicken ist ein leichter Schmerz zu spüren. Es kommt zu einer leichten Schwellung.
Grad II
Die Verletzung äußert sich mit stärkeren Schmerzen, einer leichten Bewegungseinschränkung und einer Schwellung. Mitunter kann ein Bluterguss, direkt unterhalb des Knöchels, entstehen.
Grad III
Es setzt sofort ein starker Schmerz ein. Einblutungen sind deutlich sichtbar und auch die Schwellung des Gewebes ist stark ausgeprägt.
Eine eindeutige Diagnose kann nur von einem Facharzt gestellt werden. Bei starken Beschwerden sollte dieser aufgesucht werden, um den Schweregrad zu ermitteln und die richtige Therapie einzuleiten.
Nach einer Verletzung ist es angeraten, sofort die Maßnahmen der PECH-Regel zu befolgen (P-Pause, E-Eis, C-Compression, H-Hochlagern). Eine zügige Erstversorgung kann und wird den Genesungsverlauf positiv beeinflussen. Ergänzend können Salbenverbände angelegt werden.
Bei einem Verletzungsgrad II-III kann es unterstützend notwendig sein, eine Schiene (z.B. Aircast) anzulegen. Diese schränkt die Beweglichkeit des Sprunggelenkes ein, stabilisiert den Fuß und verhindert ein erneutes Umknicken.
Auch physikalische Therapien wie Ultraschallbehandlung oder Iontophorese können beim Heilungsverlauf helfen. Zudem ist eine zeitnahe Mobilisation, im schmerzfreien Rahmen, angeraten.
Ziel zu Beginn der Behandlung ist es die Schwellung zu minimieren. Die Vergrößerung des Gewebedurchmessers führt zu einer schlechteren Versorgung und Durchblutung der verletzten Region. Das ist allerdings wichtig, damit der Körper die verletzte Struktur heilen kann. Die Schwellung kann durch hochlegen, kühlen und bewegen behandelt werden. Eine Belastung ist insoweit angeraten, als dass sie schmerzfrei oder schmerzarm möglich ist. Durch die Bewegung der Struktur wird die Schwellung schneller abgebaut. Eine Verschlimmerung der Verletzung wird durch angepasste Belastung nicht entstehen.
Neben der konservativen Behandlung ist auch eine operative Behandlung möglich. Diese wird aber nur in schweren Fällen durchgeführt. Dabei werden entweder die zerrissenen Bänder genäht oder eine Band- oder Sehnenplastik eingesetzt.
Die Länge der Sportpause richtet sich nach dem Verletzungsgrad.
Recht zügig nach der Verletzung kann damit begonnen werden, die Eigenreflexe zu schulen, die Propriozeption zu verbessern und die zur Stabilisierung notwendigen Muskelgruppen zu trainieren. Zehen krallen, spreizen und strecken sowie den Fuß hochziehen und strecken sollte schon zeitnah nach der Verletzung geübt werden. Auch das Gehen sollte, solange es schmerzfrei /-arm möglich ist, schnell wieder aufgenommen werden. Dennoch sind Bewegungspausen wichtig, in denen das Bein zur Entlastung hochgelegt wird.
Das Dehnen der Wadenmuskulatur und das Kräftigen der Schienbeinmuskulatur stehen anschließend im Vordergrund. Ist die Wadenmuskulatur verkürzt, kann das Umknicken begünstigt werden, da die Muskulatur den Fuß in eine anfällige Richtung zieht. Das Trainieren beider Muskelgruppen ist wichtig, da die Wadenmuskulatur und die Schienbeinmuskulatur gegenläufig miteinander wirken.
Die Propriozeption, also die Tiefensensibilität, kann durch gezielte Gleichgewichtsübungen, z.B. auf dem Therapiekreisel geübt und verbessert werden. Dies hilft die Wahrnehmung der Gelenkstellung zu verbessern und beugt erneutem Umknicken vor.
Es ist ratsam, sich in die helfenden Hände eines kompetenten Physiotherapeuten zu begeben. Dieser kann durch gezielte Übungen, mit seinem Wissen und seiner Erfahrung ein passendes Übungsportfolio zusammenstellen und durch manuelle Tätigkeiten dafür sorgen, dass der Heilungsverlauf effektiv vorangeht.
Klingen die Beschwerden immer weiter ab, ist man auf einem guten Weg. Dennoch sollte man die Rückmeldung des Arztes abwarten, um wieder voll mit dem Sport zu starten.