Die Überprüfung der Beweglichkeit gehört zur Anamnese eines Patienten. Beschwerden können aus Bewegungseinschränkungen herrühren und müssen zu Beginn ermittelt werden. Aufgrund dessen lassen sich Therapie oder Training optimal auf die individuellen Bedürfnisse des Klienten abstimmen.
Bei dem passiven Beweglichkeitstest wird, wie der Name schon verrät, die Beweglichkeit des Kunden getestet, ohne dass die Muskeln aktiv mitarbeiten. Die Bewegung wird also vom Trainer/Therapeuten ausgeführt.
Aussagekräftig wird es, wenn der Klient es schafft „locker zu lassen“. Denn bei der passiven Beweglichkeitsprüfung wird eine größere ROM (range of motion) erreicht als bei der aktiven Bewegungsausführung.
In folgender Ausbildung gehen wir tiefer darauf ein:
Für die Beurteilung des passiven Beweglichkeitstests können verschiedene Merkmale herangezogen und bewertet werden. Nachfolgend werden Bewegungsquantität, -qualität und -schmerz vorgestellt. Anschließend gängige Tests zur passiven Beweglichkeitsprüfung.
Um eine Aussage über die Quantität einer Bewegung treffen zu können, ist zuerst die Beurteilung des Bewegungsausmaßes notwendig. In der Therapie wird die Messung mit einem Winkelmesser durchgeführt. Mit angelegtem Winkelmesser wird ermittelt, inwieweit die Beweglichkeit des Gelenks die Normalbeweglichkeit erreicht. In der Hüfte gelten die Maße 15/0/130-140 (Reichelt, 2000) als regulär.
Es bedeutet, dass das Gelenk aus der Nullstellung heraus in 15-Grad-Streckung und bis zu 140-Grad-Beugung bewegt werden kann. Ist dies nicht möglich, handelt es sich um eine Hypo- oder Hypermobilität.
Ein weiteres Kriterium zur Bewertung der Bewegungsquantität ist die Beurteilung des Endgefühls.
Dabei wird zwischen 3 pathologischen Endgefühlen unterschieden:
Weitere pathologische Ergebnisse sind:
Die Qualität der Beweglichkeit lässt sich zudem über die Bewegungsachse beurteilen. Bei der Beurteilung der Bewegungsachse wird gecheckt, ob die Achse während der Bewegung stabil gehalten werden kann und ohne weiterlaufende Bewegungen ausgeführt werden können. Zudem kann beurteilt werden, ob Ausweichbewegungen gemacht werden.
Geräusche können ein Indiz für eine geschädigte Struktur sein. Während ein Knacken als normal eingestuft werden kann, sind knirschende Geräusche eher suboptimal. Sie sind ein Indiz für verletzte Strukturen.
Die passive Beweglichkeitsprüfung wird ohne Muskelaktivität des Patienten durchgeführt. Setzen jedoch im Bewegungsverlauf Schmerzen ein, erfolgt eine reaktive Anspannung der Muskulatur. Dies sollte beim passiven Beweglichkeitstest vermieden werden, da die Aussagefähigkeit des Tests dadurch eingeschränkt wird.
Nichtsdestotrotz ist die Aufnahme von Schmerzen ein zentraler Punkt in der Anamnese. Dabei werden folgende Merkmale beurteilt:
Über die visuelle Analogskala (VAS-Skale) wird eine Einteilung des Schmerzes in 10 Stufen vorgenommen. 0 stellt dabei kein Schmerz dar, 10 den schlimmsten Schmerz, der gerade noch zu ertragen ist. Die Aussage wird rein subjektiv getroffen und hilft bei der Einordnung der Problematik.
Im Rahmen der Schmerzanamnese wird zudem auch der Schmerzcharakter abgeklärt. Die Schmerzqualität wird nach folgender Zuordnung eingeteilt:
Schmerzqualität |
Struktur |
Stechend, scharf, spitz, einschießend, ziehend |
Nerven |
Bohrend, dumpf, krampfartig |
Muskeln, Gelenk, innere Organe |
Pulsierend, stoßend, rhythmisch, hämmernd |
Gefäß |
(Seidenspinner, 2005)
Die Schmerzlokalisation ist ausschlaggebend für die Anamnese. Nur wenn man weiß, wo der Schmerz sitzt, kann die Herleitung der Ursache vorgenommen werden.
Auch dürfen Informationen über die Schmerzdauer nicht fehlen. Mit der Antwort können akute von chronischen Schmerzen unterschieden werden. Eine akute Erkrankung liegt vor, wenn die Beschwerden <14 Tage auftreten. Bei einem längeren Zeitraum kann von einer chronischen Erkrankung gesprochen werden.
Nachfolgend wird die Durchführung klassischer passiver Beweglichkeitstests vorgestellt.
Bewertung: Wird mit der Ferse nicht annähernd das Gesäß erreicht, so ist die vordere Oberschenkelmuskulatur der Testseite verkürzt.
Bei Schmerzen bzw. Verletzungen im Bereich des Kniegelenks, sollte auf diese Testübung verzichtet werden!
Bewertung: Kann das Bein nicht in die Senkrechte geführt werden, so ist die hintere Oberschenkelmuskulatur der Testseite verkürzt.
Ein verkürzter Hüftbeuger verfälscht das Ergebnis, da er in der Endposition die Lendenlordose verstärkt.
Bewertung: Ist der Unterschenkel des herabhängenden Beines nicht annähernd senkrecht, so ist die Muskulatur der Oberschenkelvorderseite verkürzt.
Bewertung: Erreicht der Oberarm (auch mit Unterstützung des Testers) nicht mindestens die Waagerechte, so ist der große Brustmuskel der Testseite verkürzt.
Reichelt, A. (Hrsg.) (2000). Orthopädie. Darmstadt: Steinkopff Verlag.
Seidenspinner, D. (2005). Training in der Physiotherapie. 79. Heidelberg: Springer Verlag.