Ein Großteil der sensorischen Informationen aus unserer Umwelt erhalten wir über unsere fünf Sinne:
Die sensorischen Informationen werden vom zentralen Nervensystem (ZNS) aufgenommen und verarbeitet. Neben den herkömmlichen fünf Sinnen gibt es noch weitere unbekanntere Sinne, über die wir Informationen aus unserer Umgebung aber auch aus unserem Körper selbst erhalten.
Hier sind z. B. der Gleichgewichtssinn, die Tiefensensibilität oder der Temperatur- und Schmerzsinn zu nennen. Alle diese Sinnesrezeptoren nehmen eine unvorstellbare Menge an Informationen zu jedem Zeitpunkt auf. Diese Datenmenge ist aber viel zu groß, damit sie von uns bewusst wahrgenommen werden kann, ein Großteil von ihr wird daher in unserem Unterbewusstsein gefiltert und verarbeitet (Weineck 2010).
Für unsere motorischen Fähigkeiten sind fünf spezifische Sinnesorgane von elementarer Bedeutung, welche auch als sogenannte Analysatoren bekannt sind. Sie bestehen aus dem visuellen, akustischen, taktilen, kinästhetischen und vestibulären Sinnesorgan. Ihre Aufgabe ist es, die eigenen Bewegungen des Körpers als auch die äußere Umgebungssituation zu erfassen und eine erste aufbereitende Verarbeitung vorzunehmen, bevor sie weiter an die entsprechenden Gehirnregionen weitergegeben wird. Strukturell setzt sich ein Analysator aus spezifischen Rezeptoren (z. B. Hautrezeptor für taktile Wahrnehmung), afferente Nervenfasern, also zum zentralen Nervensystem hinführende Reizleitungsbahnen, und sensorischen Zentren in unterschiedlichsten Gehirnregionen zusammen (Meinel & Schnabel 2007).
Die Güte der Informationsaufnahme und -verarbeitung der Analysatoren bestimmt maßgebend die Qualität unserer Motorik. Betrachtet man die hochkomplexe Bewegungsmuster von Spitzenathleten - beispielsweise eine doppelte Schraube beim Reckturnen - fällt auf, welch schwierige Aufgabe diese Analysatoren zu lösen haben.
In folgenden Ausbildungen gehen wir tiefer darauf ein:
Seine Rezeptoren, auch Propriozeptoren genannt, finden sich in so gut wie allen Teilen des aktiven Bewegungsapparates wieder. Sie liefern dem ZNS Informationen über den Spannungszustand von Muskeln und Sehnen sowie Gelenkwinkeln. Die Kinästhetik ist demnach das „Bewegungsempfinden“ der verschiedenen Körperteile in räumlicher und zeitlicher Auflösung. Propriozeptoren haben eine sehr hohe Übertragungsgeschwindigkeit und können daher sehr viele Informationen liefern.
Zudem besitzen sie eine viel höhere Sensitivität als andere Analysatoren und können daher bereits sehr früh innerhalb einer Bewegung(-sequenz) Informationen abrufen.
Die Rezeptoren unseres Sehapparates werden auch Distanz- oder Telerezeptoren genannt, da sie Signale empfangen, die nicht unmittelbar mit dem Körper in Berührung stehen. Daher liefert der visuelle Analysator nicht nur Informationen über Eigen- sondern auch über Fremdbewegungen.
Dadurch besitzt dieses System eine wichtige Rolle beim Bewegungslernen, indem Bewegungsfolgen geübterer Menschen als Leitbild herangezogen werden können.
Bei Eigenbewegungen, bei denen eine direkte optische Informationsaufnahme nicht möglich ist, z. B. dem Beinschlag beim Brustschwimmen, offenbaren sich im Lernprozess relativ große Koordinationsschwierigkeiten. Dies unterstreicht die wichtige Rolle des visuellen Analysators hinsichtlich der Motorik bzw. des motorischen Lernens.
Der akustische Analysator ist neben dem visuellen Analysator einer der beiden Distanz- bzw. Telerezeptoren und ist ebenfalls in der Lage, ohne Berührung des Körpers Signale zu empfangen. Allerdings ist der Informationsgehalt deutlich geringer und hat nur bei wenig Sportarten eine etwas größere Bedeutung (z. B. die Information über den Bewegungsrhythmus beim Rudern).
Der taktile Analysator erhält Informationen über unsere Hautrezeptoren. Über den taktilen Analysator gewinnen wir Informationen über die Form und die Oberfläche der berührten Gegenstände oder über Widerstände aus der Luft und dem Wasser. Taktile und kinästhetische Informationen sind für den Menschen während einer Bewegungsabfolge kaum voneinander unterscheidbar, weil sie oftmals gleichzeitig aufgenommen und verarbeitet werden müssen. Zudem haben beide Analysatoren die Gemeinsamkeit, dass Informationen nur durch motorische Aktivität und/oder mechanische Krafteinwirkungen zustande kommen.
Der vestibuläre Analysator dient der Wahrnehmung und Verarbeitung von Informationen des Gleichgewichtssinns. Der Vestibularapparat ist Teil des Innenohrs und reagiert auf Dreh- und Beschleunigungsbewegungen sowie auf Änderungen der Gravitation. Interessanterweise gibt es sogar negative Effekte, die auf Informationen des Vestibularapparates zurückzuführen sind. Bestimmte Reflexe, ausgelöst z. B. durch Überschläge beim Turnen, führen in der Folge zu einer falschen Kopfhaltung und verschlechtert dadurch die Gesamtkoordination der Bewegungssequenz.
Brandes, R., Lang, F. & Schmidt, R.F. (2019). Physiologie des Menschen. Mit Pathophysiologie. Berlin: Springer-Verlag GmbH.
Meinel, K. & Schnabel, G. (2007). Bewegungslehre Sportmotorik. Abriss einer Theorie der sportlichen Motorik unter pädagogischem Aspekt. Aachen: Meyer & Meyer Verlag.
Weineck, J. (2010). Sportbiologie. Balingen: Spitta Verlag GmbH.