Der nachfolgende Artikel stellt keine rechtliche oder steuerliche Beratung dar. Vor Aufnahme einer selbständigen Tätigkeit ist eine Rechts- und Steuerberatung unbedingt zu empfehlen.
Das Tätigkeitsfeld des Ernährungsberaters bedient insbesondere die didaktische und erzieherische Vermittlung von Fachwissen. Daher wird die Tätigkeit als Ernährungscoach den freien Berufen zugeordnet (§ 18 Abs.1 Einkommenssteuergesetz).
Dennoch sollte vorher die Bestätigung sowohl beim zuständigen Finanzamt als auch beim Gewerbeamt eingeholt werden, da die Entscheidung von diversen, individuellen Faktoren beeinflusst werden kann.
Weitere Informationen erteilt der Bundesverband der Freien Berufe.
Achtung: Nur die individuell beratende Tätigkeit wird den freien Berufen zugeordnet. Werden neben den Beratungsleistungen weitere Dienstleistungen (Kochkurse für Gruppen etc.) oder ein Verkauf (Nahrungsergänzungsmittel, Shakes etc.) angeboten, muss hierfür zusätzlich ein Gewerbe angemeldet werden.
Einem selbständigen Ernährungsberater werden einige Pflichten und Obliegenheiten auferlegt:
- Abführung der Einkommenssteuer (Rücklagen bilden!)
- in der Regel Umsatzsteuerpflicht (Kleinunternehmer ausgeschlossen)
- krankenversicherungspflichtig (freiwillig gesetzlich oder privat)
- Rentenversicherungspflicht umstritten (vgl. BSG Urteil vom 23.04.2015 – B5RE23/14R)
- keine Bilanzierungspflicht, jedoch Pflicht zur Einnahmenüberschussrechnung (EÜR)
- nicht gewerbesteuerpflichtig, keine verpflichtende Mitgliedschaft in einer Handelskammer
Zur Aufnahme einer freiberuflichen Tätigkeit wird ein Fragebogen zur steuerlichen Erfassung beim Finanzamt ausgefüllt. Dieser gilt als Anmeldung der Tätigkeit.
Freiberufler können von der Kleinunternehmerregelung Gebrauch machen, so lange die Jahresumsätze 17.500 € nicht überschritten werden und im Folgejahr voraussichtlich unter 50.000 € bleiben (Stand 2016).
Der Kleinunternehmer selbst erhebt bei Rechnungsstellung keine Umsatzsteuer, kann dafür aber auch keine Umsatzsteuer geltend machen.
Die Kleinunternehmerregelung bietet den Vorteil, günstigere Preise anbieten zu können, da bei den Endpreisen keine 19% Umsatzsteuer aufgeschlagen werden müssen.
Übersteigen die Umsätze im laufenden Jahr bei in Anspruch genommener Kleinunternehmerregelung 17.500 €, dann muss die Umsatzsteuer nachträglich abgeführt werden.
Es gibt keine pauschalen Empfehlungen für die Höhe des Honorars oder eine Gebührenordnung, da die Ernährungsberatung nicht unter die Heilmittelverordnung fällt. Das durchschnittliche Honorar eines Ernährungsberaters liegt in der Branche üblicherweise bei einem Stundenlohn zwischen 45 € und 60 €.
Dieses Durchschnittsgehalt dient natürlich nur der Orientierung. Auf jeden Fall sollte das Honorar kostendeckend sein und einen Gewinnzuschlag enthalten. Nicht vergütete Leerzeiten müssen ebenfalls berücksichtigt werden.
Typische Kosten für einen Ernährungsberater, die in der Kalkulation des eigenen Bruttogehalts kalkuliert werden müssen, sind beispielsweise:
- Papierkosten, Präsentationsmappen für den Kunden usw.
- eventuell Lizenzgebühren für professionelle Software
- Raummiete, Fahrtkosten usw.
- Steuern, Versicherungen, Rentenversicherungsbeiträge
Ein anderer Ansatz ist, das Leistungsspektrum in einzelne Module/Dienstleistungen aufzuschlüsseln. Dann kann, je nach in Anspruch genommener Dienstleistung, das Honorar variieren. Mögliche Beispielkosten für einzeln aufgeschlüsselte Dienstleistungen:
- Beratungsgespräch ohne Anamnese: 45 €/Stunde
- Vollständige Anamnese: +15 €
- Ernährungspläne und weitere Unterlagen: +15 €
- Einmaliges Einkaufstraining: +45 €
- Folgegespräche: je 60 €/Stunde
- Kochkurs einzeln (2h): 80 € + Wareneinsatz
Der Kunde sollte vorher über die einzelnen Kosten informiert werden und diese in einem Beratungsvertrag akzeptieren. Muster für Beratungsverträge finden sich bei den Industrie- und Handelskammern.
Werden auch andere Dienstleistungen als die Einzelberatung angeboten, müssen auch hierfür Preismodelle entworfen werden.
Bei Gruppenevents wie Schulungen oder Kochkursen, kann man pro Teilnehmer einen Betrag erheben oder pauschal abrechnen. Die Beträge müssen die Kosten für Raummiete, Waren, Schulungsmaterialien usw. decken und einen Gewinn erwirtschaften.
Ernährungsberater können Kunden in der eigenen Praxis beraten oder auch zuhause betreuen.
Da es sich bei dieser Tätigkeit um eine sehr personenbezogene Arbeitsweise handelt, ist der Arbeitsalltag als Ernährungsberater sehr abwechslungsreich und du kommst mit sehr unterschiedlichen Menschen in Kontakt.
Als Ernährungsberater stellst du beim Erstgespräch mit dem Kunden dessen aktuellen Gesundheitszustand fest und definierst den Handlungsbedarf. Um dabei ein detailliertes Bild zu bekommen, wird anfänglich eine Anamnese vorgenommen. Bei einem Folgetermin besprichst du mit deinem Kunden die Auswertung der Anamnese und erstellst für ihn ein individuelles Ernährungskonzept. Unter kontinuierlicher Betreuung vergleichst du den Ist-Zustand deines Kunden mit den definierten Zielen und hilfst ihm dabei, seinen Diätplan einzuhalten.
Da sich jede Person zwingend mit der eigenen Ernährung beschäftigen muss, ist die Nachfrage bezüglich einer Ernährungsberatung in der Gesellschaft sehr hoch. Immer mehr Personen achten auf ihre Ernährung und suchen die Unterstützung eines Ernährungsberaters.
Auch in der Gruppentherapie sind Ernährungsberater sehr gefragt. Sie leiten Seminare und Workshops bei Unternehmen, Schulen und Gesundheitszentren und verdeutlichen die Wichtigkeit der Ernährung. Ernährungsberater vermitteln dabei ernährungsspezifische Kenntnisse zur Gesundheitsförderung.
Eine fundierte und praxisorientierte Ausbildung zum Ernährungsberater bildet den Grundstock für die spätere professionelle Kundenberatung. So wird gewährleistet, dass der Ernährungsberater auf die vielseitigen Ausgangslagen, Ernährungsformen und Ziele der Kunden eingehen kann. Der ambitionierte Sportler kann genauso Leistungen in Anspruch nehmen, wie auch die übergewichtige Bürokauffrau, die ein paar Kilo abnehmen und fitter werden will. Ebenso kann der Personalchef, der für seine Mitarbeiter ein Essensangebot für die firmeneigene Kantine gestalten möchte, den Rat eines Ernährungsberaters einholen. Schnell wird die Vielseitigkeit der Ansprüche der verschiedenen Kunden und Kundengruppen klar.
Durch die allgemein ansteigende Auseinandersetzung mit der Ernährung in der Gesellschaft werden Potentiale für die Arbeit von Ernährungsberatern sichtbar, wobei der Trend durch den demographischen Wandel und dem Gesundheitsbewusstsein der Bevölkerung sich stetig positiv entwickelt.
Der Beruf des Ernährungsberaters umfasst also interessante Aufgabenfelder im Alltag und wird in Zukunft voraussichtlich noch an Bedeutung dazu gewinnen.
Du möchtest Ernährungsberater werden? Bei Interesse, beraten wir dich gern über unsere anerkannte Ausbildung zum Ernährungsberater.